"Vielen Dank gute Frau," raunte der Mann noch schnell, bevor er
sich umdrehte, um sich auf den Weg zu machen. Wo der Berg war, das wußte
er. Trotzdem rief die alte Frau das Kätzchen aus dem Haus. Ein Begleiter
konnte nicht schaden. Die Umrisse des Berges waren jetzt von der Lichtung aus zu
sehen, da die Sonne sich schon für den Tag hinter dem Berg bereithielt.
Doch kaum trat der Mann zwischen die Bäume, so versperrten deren Wipfel die
Sicht auf das Ziel.
Langsam hatte der Große schon Erfahrung beim raschen Vorwärtskommen
zwischen den Bäumen. Das Licht der nun aufgehenden Sonne tat sein Übriges,
um dem Mann Sicherheit beim Laufen zu gebe. Der Weg führte den Großen
an der Wiese vorüber, auf der die blühenden Pflänzchen ihn
sogleich mit ihrem eigentümlichen Klingen empfingen. Kurz wollte er hier
verweilen, doch das Kätzchen mahnte ihn zur Eile. So warf er den Blüten
nur ein kurzes, aber herzliches "Hallo" entgegen, bevor er wieder
zwischen den hohen Bäumen verschwand.
Der Wald wurde jetzt dichter und dichter, so daß auch das Licht der
Sonne kaum noch den Boden berührte, und den Großen mit jedem Schritt
mehr Dunkelheit umfing. Auf eigentümliche Weise erreichte aber immer noch
ein Strahl das blendend weiße Fell des Kätzchens, so daß der
Mann nicht von seinem Weg abkommen konnte, wenn er seiner Begleiterin folgte.
Trotzdem strengte ihn dieses Laufen sehr an, da es seine ganze Aufmerksamkeit
verlangte. So war er froh, als der Wald sich wieder ein wenig lichtete. Dafür
begann langsam der Anstieg des Berges. Je weiter die Bäume nun auseinander
standen, desto steiler ging es bergauf.
"Ich brauche eine Pause," sagte der Mann zu sich.
Ihm stand der Schweiß schon im Gesicht. Und gleichgül-tig, wie
eilig sein Vorhaben war, er mußte sich eine kurze Rast gönnen. Dazu
ließ er sich auf einem Stein nieder. Die Gegend war hier schon felsiger,
und nur noch wenige Bäume versperrten den Blick zur Bergspitze. Jetzt erst
bemerkte der Mann den seichten Wind, der ihm durch die Haare wehte und ihm nun
den Schweiß auf der Stirn trocknete. Der Luftzug erfrischte den Großen,
so daß er schnell wieder bei Kräften war.
"So, jetzt kann es weitergehen."
Als er sich wieder erhob, um seinen Weg fortzusetzen, blickte er sich nach
seiner weißen Begleiterin um. Schließlich entdeckte er sie dicht
hinter dem Stein, auf dem er soeben gesessen hatte, wo sie Schutz vor dem Wind
suchte. Der Mann erkannte, daß er nun seinen Aufstieg alleine fortsetzen
mußte.
"Ich bin bald zurück!" rief er zu Kätzchen hinüber.
Kaum hatte er den letzten Baum des Waldes hinter sich gelassen, gelangte er
an eine ziemlich steile Felswand. Nun konnte der Mann nicht mehr laufen, er mußte
klettern. Mit allen Vieren erklomm er das Hindernis. Seine Hände suchten
sich immer wieder Halt an hervorstehenden Steinen. Die gleichen Steine boten
dann Augenblicke später seinen Füßen Stütze. Der Wind wuchs
inzwischen zu einem regelrechten Sturm an. Fest mußten die Finger des Großen
sich an die Steine klammern, um ihn nicht straucheln zu lassen. Wenn der Mann
nach unten schaute, wurde ihm schwindelig, also vermied er es.
Fast hatte der Mann die Wolken erreicht, die ihm den Blick auf das letzte Stück
seines Weges versperrten, da kam er an eine Stelle, an der er keinen
vorspringenden Stein mit seinen Händen ertasten konnte. Auch kein Spalt im
Felsen war breit genug, um seinen suchenden Fingern Halt zu bieten.
"Verdammte Felswand! Irgendwo muß es hier doch weitergehen!"
fluchte der Große.
Als er sich ganz lang machte, fand er doch noch einen kleinen Stein über
sich, den er greifen konnte. Doch, oh Schreck, kaum versuchte der Mann, sich an
diesem empor zu ziehen, löste er sich aus der Wand. Einen Fuß hatte
der Mann schon zum weiteren Aufstieg in die Luft gehalten, so daß er nun
das Gleichgewicht verlor.
"Jetzt ist es aus!" durchfuhr es ihn, und im nächsten
Augenblick stürzte er schon Hals über Kopf in die Tiefe. Bei seinem
Fall bis zum Fuße der Felswand verlor der Mann die Besinnung.